Gedankenspiel eines fachlich versierten Berufskollegen, unbedingt lesenswert!
Vorwort
Es ist unstrittig das die Landwirtschaft ein Mitverantwortlicher bei der Einleitung von Stickstoff in das Grundwasser ist. Es wird auch akzeptiert, dass die N2-Excess-Methode bei der Ausweisung von „roten Gebieten Einzug gefunden hat. Wenn gleich die Frage gestellt werden muss, inwieweit bei diesen Berechnungen mit Tabellenwerten die Stickstofffixierung durch den Humusaufbau berücksichtigt wird. Dieser wird durch verschiedene Maßnahmen der Landwirtschaft ständig erhöht/erhalten.
Da ja nun erneut eine Ausweitung der „roten Gebiete“ im Raume steht, fragen wir uns natürlich, inwieweit andere Stickstoffquellen dafür eine Rolle spielen.
Es ist die Frage zu stellen bei der Ausweisung der „roten Gebiete“ wie die Einleitungen aus häuslichen Kleinkläranlagen und Kläranlagen eine Rolle bei der Grundwasserbelastung durch Stickstoff spielen
Konkret dazu mal eine Berechnung mit offiziellen Werten des Umweltbundesamtes von 2022.
Der vergessene Eintragspfad für Stickstoff
Ein kleines Rechenbeispiel:
Zur Berechnung nehmen wir nur den Wert der kommunalen Abwasserbehandlung und der Kläranlagen. Das sind 13105 Tonnen plus 1349 Tonnen Stickstoff. (oben in der offiziellen Tabelle markiert). Das sind gesamt sind das 14454 Tonnen an Stickstoff!

Umgerechnet in Kilogramm, ergibt das eine Menge von 14 454 000 kg Stickstoff.
Gesamt also 14454000 kg Stickstoff. Rechnet man diese Tonnen um in den Handelsdünger Kalkammonsalpeter (KAS) mit 27 % N je 100 kg um, so sind das 535333,33000 dt Kalkammonsalpeter.
Nehmen wir mal an wir düngen unsere Rüben nur mit dem Dünger und würden 5 dz KAS je ha von diesem Dünger einsetzen, dann könnte mit dieser Menge sage und schreibe 107066 ha Rübenland gedüngt werden.
Würde man alle Stickstoffbelastungen bei der Berechnung einbeziehen, dann wären das 25435 Tonnen Stickstoff.
Würden wir wieder unsere Rüben mit 5 dt KAS düngen, dann könnten wir damit sogar 181 000 ha Rübenland düngen.
Mit dieser Menge wäre es also theoretisch möglich mehr als 11 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche von ganz NRW mit 125 kg N abzudüngen.
Zu beachten ist, dass diese Einleitungen bei den Kläranlagen punktuell in die Vorfluter eingeleitet werden und nicht wie bei einer Düngung flächenmäßig verteilt werden.
Wohlgemerkt ist das der Stickstoff aus den Einleitungen. Dass was durch undichte Abwasserkanäle der Gemeinden in den Boden versickert, bevor es an der Kläranlage ankommt, ist noch gar nicht berücksichtigt.

Betrachtet man nun mal die Verteilung der Kleinkläranlagen auf NRW, so fällt logischerweise auf, dass diese in den ländlichen Räumen meistens zu finden sind.
Für den Kreis Kleve werden in 2020 4040 Kleinkläranlagen aufgelistet. Für NRW wurden 79680 Kleinkläranlagen in 2020 erwähnt.


Bei einer Größe des Kreise Kleve von 1232 km ² kommen berechnet 3,3 Kleinkläranlagen pro Quadratkilometer. Rechnet man die Gemeinden raus wird die Zahl in den ländlichen Gebieten deutlich höher sein.
Aus diesen Erkenntnissen heraus, stellen wir uns als Landwirte folgende Fragen:
1. Ist bekannt, wie hoch die jährlichen N-Belastung kg N je Anlage einer durchschnittlichen Kleinkläranlage das Grundwasser belastet?
2. wurden an einigen Einleitungsstellen bei Kläranlagen, als auch bei Kleinkläranlagen Messstellen eingerichtet, welche belastbare Ergebnisse hinsichtlich ihrer N-Fracht geben?
3. Wie oft und in welchen Mengen (cbm; Stickstoff per anno) in Schnitt der Jahre, werden bei den Kläranlagen im Kreis Kleve, bei Starkregenfällen Abwässer ungeklärt in Vorfluter eingeleitet.
4. Welche Verfahren werden bei den kommunalen Kläranlagen zurzeit eingesetzt, um der ausgewiesene Stickstoff aber auch Phosphorfrachten wirkungsvoll zu reduzieren.
5. Wenn in den kommunalen Kläranlagen bis dato noch keine Stickstoff- und Phosphorreduzierung stattfindet, sei dir Frage gestellt, warum ist das so?
4. Inwieweit werden diese N Belastungen der häuslichen Abwässer bei der Ausweisung der „roten Gebiete“ mitberücksichtigt?
5. Wenn diese bis dato nicht berücksichtigt wurden, stellen wir uns die Frage warum wurden dies nicht berücksichtigt?
6. Inwieweit wurden die anderen Stickstoffemittenten aufgefordert ihren Stickstoffausstoß deutlich zu reduzieren?
Bis dato wird bei der Belastung hier immer nur von der Landwirtschaft geschrieben.
Im Bezug auf die vorhergehenden Ausführungen wäre es im Sinne des Grundwasserschutzes sinnvoll die bisherige Sichtweise zu erweitern.
Weil uns Wasserschutz wichtig ist, würden wir uns zeitnah über die konkrete Beantwortung unserer Fragen freuen.
Anmerkung: Dieser Fragenkatalog wird dem Ministerium zugestellt.
Die Antworten stelle ich zeitnah auf dieser Homepage ein. Meinen Dank geht an den mir bekannten Autor.

