Messstelle des Monats Dezember: 100135651-WF 1F Ovenstädt

Nitrat-Rätsel um Petershagen – oder ist Landwirtschaft immer an allem Schuld? – die Suche nach der Lösung

„Eine einzelne Messstelle für Grundwasser in Petershagen misst eine zehnfache Überschreitung des gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerts für Nitrat. Was ist da passiert? Sind eine Biogasanlage oder die Düngepraxis der Landwirte schuld?“(Kathy Ziegler, CORREKTIV.Ruhr)
Dieser Artikel aus dem das Zitat entnommen wurde von Kathy Ziegler im Mai 2017 online gestellt und ist immer noch so verfügbar (https://correctiv.org/ruhr/2017/05/23/nitrat-raetsel-um- petershagen/).
Nach so langer Zeit, die Werte sind immer noch zu hoch, sollten wir einmal nach der Auflösung des Rätsels suchen. Es ist einfach für einen urbanen Menschen zu sagen: die Landwirtschaft ist an allem schuld! – aber ist das so?

Am Anfang war für mich die Lösung schnell gefunden. Nicht die im Artikel verdächtigte und 500 Meter entfernte Biogasanlage war schuld, sondern ein Komposthaufen von der Größe eines Fußballfeldes und in der unmittelbaren Nähe zur Messstelle (Luftbild 1). Leider liegen beide, Biogasanlage als auch Komposthaufen, unterstrom der Messstelle. Wie kann es denn sein, dass dieser Komposthaufen Grund allen Übels ist?
Näheres erkennt man nur, wenn wir tiefer hinsehen. So befindet sich diese Messstelle ca. 40 Meter von einer alten Kompostlagerung eines ehemaligen Landhandels und Saatgutaufbereiters entfernt und kann auf Grund der Grundwasserfließrichtung anscheinend so davon nicht beeinflusst werden.
Eine Drainage aus dem Überlauf eines Feuerlöschteichs, gespeist aus der Dachentwässerung der Hallen, und das hoch anstehende Oberflächenwasser, kann durchaus die Fließrichtung von oberflächennahem Grundwasser zur Messstelle begründen (Luftbild 2).
An einem Regentag mit 30mm Niederschlag und gefülltem Feuerlöschteich können somit 90.000 Liter Wasser in das Areal gelangen. Jetzt nehmen wir noch die Auskunft des Landesamtes für Naturschutz hinzu (aus Artikel CORRECTIV K. Ziegler): “Die Messstelle misst Grundwasser nahe der Erdoberfläche. Weil der Boden sandig und gut durchlässig ist, versickert das Nitrat relativ schnell ins Grundwasser. Hinzu kommt, dass an dieser Stelle wenig Grundwasser neu gebildet wird und so der Nitratgehalt hoch bleibt.“ Das bedeutet, dass bei der hier vorhandenen bindigen Unterbodenschicht das belastete Drainagewasser durch den sandigen und durchlässigen Boden an die Messstelle gelangen kann, zumal die Grundwasserneubildung gering ist. Die Aussagen und Vermutungen stützen sich hierbei:

– Der Komposthaufen des Landhändlers war seit Jahren vorhanden (siehe Luftbild 2)
– Mit dem Abfahren des Komposthaufens (dieses nahm 5 Tage in Anspruch!!) im Sommer 2006 durch einen Lohnunternehmer (siehe Rechnung) explodierten förmlich die Nitratwerte (siehe Tabelle Nitratwerte Ovenstädt).
– Eine Tonabdichtung der Messstelle ist vermutlich nicht vorhanden und diese Messstelle somit nicht Regelgerecht (siehe 1 aus Hygris C)
– Der massive Wurzeldurchwuchs lässt die Qualität und Pflege der Messstelle bezweifeln

Erst die Summierung und Verknüpfung dieser Faktoren lässt diesen Lösungsansatz zu und somit die Forderung nach Entnahme dieser Messstelle und Richtigstellung in diesem Fall. Dieses stellte schon das Ingenieurbüro HYDR.O am 15.04.2020 für das LANUV fest: „Die Messstelle sollte nicht mehr für das WRRL-Gütemessnetz verwendet werden und durch einen Neubau ersetzt werden“ (siehe HYDR.O).
Da für mich diese Tatsachen ausreichen, um diese Messstelle in Frage zu stellen, verzichte ich einmal auf den Hinweis von Einflüssen aus Niedersachsen (Landesgrenze ca.230 Meter Ober Stroms der Messstelle) um die Landwirtschaft in NRW abzubilden.
Das die Stadt Petershagen in einem Abstand von einem Kilometer Luftlinie von der Messstelle, im selben Grundwasserkörper, bestes Grundwasser fördert sei nur am Rande erwähnt.
Es ist immer leichter, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, als eigene Fehler einzugestehen.
Frau Kathy Ziegler hat die Fehlerkorrektur in einem Podcast im Hörfunk auf WDR 5 schon vollzogen (siehe Mail), warten wir nun noch auf die Revision durch das LANUV. Zeit wäre es allemal!