Messstelle des Monats April: LGD DICKOPSHOF (070168817) Et kütt wie et kütt – Die rheinische Frohnatur

Es gibt Messstellen, da fragt man sich: Kann das wirklich so sein? Hier im Rheinland, genauer gesagt in der Nähe von Brühl, haben wir eine solche. Ganz unscheinbar liegt sie hier im Boden, industrienah und direkt an einem ca. 0,75 ha großen Hochwasserrückhaltebecken. Sie hat als EUA-Messstelle ein besonderes Gewicht, da ihre Werte nach Brüssel gemeldet werden. Bei solch einem relevanten Messpunkt für Nitrateinträge aus der Landwirtschaft müssen wir sicherlich von einer, von allen Behörden überprüften, korrekten Messstelle ausgehen. Mit den Überwachungspflichten der Bezirksregierung Köln ist das aber so eine Sache (siehe Überschrift). Da kann schon einmal das Stadtarchiv in Köln (März 2009) bei Baumaßnahmen einstürzen, weil die Grundwasserabsenkungen in der Bauphase nicht vernünftig kontrolliert wurden. Die Bezirksregierung Köln war dabei die übergeordnete und damit verantwortliche Aufsichtsbehörde. Auch in Sachen Öl läuft es in der BzRg. Köln wie geschmiert, immer ein Auge auf die Sicherheit der Bürger. Manchmal ist es aber besser, beide Augen aufzuhaben (siehe Anlage 1). Aber nun zurück zu unserer Messstelle:

  • Gebaut im Jahre 1974, also nicht mehr die Jüngste.
  • Ihr Standort befindet sich im Abstrom des Mühlenbaches, welcher das Klärwasser einer alten kommunalen Kläranlage (gebaut 1969) aufnimmt. Hier landet u.a. auch das Abwasser aus der Rheinischen Konservenfabrik, eine Fabrik für Rot- und Weißkohl.

Es stellt sich nun die Frage: Ist diese Messstelle der landwirtschaftlichen Nutzung zuzuschreiben? Ich versuche es einmal kurz und verständlich darzulegen. Die Kläranlage und ihr Einfluss: Wir haben hier eine Kläranlage, welche jährlich ca. 1,5 Millionen Kubikmeter Abwasser aufnimmt und dabei eine Stickstofffracht von 266 kg N täglich behandeln soll. Bei einer durchschnittlichen Jahresablaufkonzentration im Klärwasser in NRW von 5,1mg /l ergibt sich so eine Jahresfracht von 7,5 Tonnen Stickstoff, abgelassen in den Mühlbach. Neben hohen Nitratwerten in der Messstellenanalyse finden wir auch die Süßstoffe Acesulfam-H (Anlage 2) und Acesulfam-K (Anlage 3) wieder, welche Rückschlüsse auf die Konservenfabrik für Rot- und Weißkohl zulässt. Des Weiteren finden wir einen Komplexbildner (1,3-Propylendinitrilo Tetraessigsäure) sowie das Lösungsmittel Tetrachlorethen (PER) im Grundwasser wieder. Beide sind Reinigungsmittel, um z.B. das Walzöl vom Weißblech (Konservenblech) zu entfernen. Die Chemikalie Tetrachlorethen ist dabei über mehrere Jahre in einer Konzentration von bis zu dem 1,7-fachen des im Trinkwasser erlaubten Wertes zu finden (Anlage 4) und ist in der Gesundheitskategorie K3 krebsverdächtig (Anlage 5). Welchen Einfluss könnte das Hochwasserrückhaltebecken auf die Messstelle haben? Bei Hochwasser, welches des Öfteren im Rheinland vorkommt, nimmt das Hochwasserrückhaltebecken auch ungeklärtes Schmutzwasser auf und lässt es dann vor Ort und damit direkt an der Messstelle versickern. Ich spreche dann von einem punktuellen Eintrag von Schadstoffen am Messpunkt! Wir gehen einmal davon aus, dass diese Messstelle vollumfänglich funktionstüchtig ist und alle Werte korrekt dargestellt werden. Dann frage ich mich aber ernsthaft, warum hier nur die Landwirtschaft in den Fokus gerät und kommunale und industrielle Einträge in das Grundwasser nicht betrachtet werden! Jeder mache sich jetzt bitte selbst ein Bild, aber als Bewohner der Region hätte ich vielleicht schon eine Anzeige wegen Umweltverschmutzung gestellt.